Rollende Praxis soll Gesundheitsversorgung auf dem Land verbessern

Wietmarscher Ambulanz- und Sonderfahrzeug GmbH (WAS) beteiligt sich aktiv am Demografieprojekt der Gesundheitsregion EUREGIO

„Der demografische Wandel gehört zu den dringendsten politischen Handlungsfeldern unserer Zeit und stellt die medizinische Versorgung insbesondere in ländlichen Gebieten vor neue Herausforderungen“, betont der Bundestagsabgeordnete Albert Stegemann im Rahmen der Konzeptvorstellung „Rollende Praxis“ bei der Wietmarscher Ambulanz- und Sonderfahrzeug GmbH (WAS). Hierzu hatten Andreas Ploeger, Geschäftsführer Fa. WAS GmbH, und Thomas Nerlinger, Geschäftsführer Gesundheitsregion EUREGIO, eingeladen.

„Es ist daher umso mehr erforderlich, systemübergreifend zu denken und Erfahrungen und Wissen aus allen Gesellschaftsbereichen zu nutzen, um flexible und innovative Lösungen bedarfsgerecht zu entwickeln“, unterstreicht Landrat Friedrich Kethorn. „Eine zunehmende Zahl nicht besetzter Arztstellen ist für viele ländliche und dünn besiedelte Regionen ein immer bedeutsamer werdendes Standortthema und verstärkt sich noch durch die demografische Entwicklung“, so Oliver Christoffers, Geschäftsführer der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen, Unternehmensbereich Bezirksstelle Osnabrück. „Eine Realisierung des Projektes wird nur dann möglich sein, wenn insbesondere die Kassenärztliche Vereinigung die Rahmenbedingungen anpasst“, stellt Dr. Markus Kirschner, stellvertretender Vorsitzender Gesundheitsregion EUREGIO und Vorsitzender Grafschafter Ärztenetz fest.

Der Gesundheitsregion EUREGIO e. V. mit seinen rund 90 Mitgliedern und Kooperationspartnern hat dieses Thema Anfang des Jahres aufgegriffen. „Diese Initiative habe ich von Beginn an sehr begrüßt“, so Stegemann. Mit dem Konzept „Dorfgemeinschaft 2.0 – das Alter im ländlichen Raum hat Zukunft“ beteiligt sich der Grafschafter Gesundheitsverein mit Sitz im Nordhorner NINO HOCHBAU Kompetenzzentrum Wirtschaft mit nahezu 40 namhaften Projektpartnern an der Ausschreibung „Innovationen für Kommunen und Regionen im demografischen Wandel (InnovaKomm)“. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert im Rahmen eines Demografiewettbewerbs der Bundesregierung in der ersten Phase bundesweit 20 Projekte. „Mit einer solchen Unterstützung in der Region haben wir nicht gerechnet. Das zeigt die hohe Bedeutung, innovative Lösungen gemeinsam zu erarbeiten“, so Vorsitzender Dr. Arno Schumacher. „Wir danken allen Projektpartnern für die Bereitschaft zur Unterstützung und hoffen, dass wir das regionale Leuchtturmprojekt mit Hilfe einer Projektförderung zur Umsetzung bringen“, fährt Schumacher fort und ergänzt: „Besonders danken möchte ich unseren aktiven Kooperationspartnern Landkreis Grafschaft Bentheim und Hochschule Osnabrück, Fakultät Management, Kultur und Technik am Campus Lingen, die bei der Erstellung der Projektskizze tatkräftig unterstützt haben.“

„Ein wesentlicher Baustein der „Dorfgemeinschaft 2.0“ stellt die Rollende Praxis der Fa. WAS GmbH in der mobilen Dienste-Cloud Diagnostik & Therapeutik dar“, hebt Nerlinger die regionale und überregionale Bedeutung hervor. Den Ball nimmt Ploeger direkt auf: „Wir sind einer der Branchenführer und verfügen bereits über jahrelange Erfahrungen im Ausbau von mobilen Kliniken für internationale Märkte.“ Die Heimatverbundenheit des Grafschafter Unternehmens zeigt die hohe Motivation für dieses Projekt: „Es ist an der Zeit, neue Wege zu gehen, um das Leben auf dem Land attraktiver zu machen. Da war eine Teilnahme für uns am Projekt Dorfgemeinschaft naheliegend, um den demografischen Wandel zu unterstützen. Eine Lösung könnte dabei die Etablierung einer rollenden Praxis sein.“

Konkret wird Ploeger bei der Vorstellung des Konzeptes. „Auf diese Weise werden die medizinische Vor- und Nachsorge sowie die Behandlung mobil gemacht. Eine attraktive Gestaltung des Arbeitsplatzes ist wichtig. Damit verbunden ist eine wesentliche Erhöhung der Flexibilität der Nutzung, beispielsweise für Mediziner, aber auch für Physiotherapeuten, medizinische Fußpflege und auch für vielleicht für die Gemeindeschwester. Neben der jeweiligen Niederlassung gibt es eine rollende Praxis, die den Besuch direkt bei den Patienten und Kunden möglich macht. „Für uns wäre es natürlich auch denkbar, dass die Praxis über die Grenze ins Ausland rollt. Durch die im Oktober 2013 eingeführte EU-Patientenmobilitätsrichtlinie hätte dies eine zusätzliche internationale Bedeutung und würde für die betroffenen Patienten eine konkrete Hilfe vor Ort darstellen“, stellt Nerlinger fest.

Matthias Quickert, Vertriebsleiter der Fa. WAS, erläutert die technische Ausstattung der Rollenden Praxis mit 3,5 t zulässigem Gesamtgewicht und Realisierung auf Grundfahrzeugfahrgestellen mit modernsten verbrauchsarmen Motoren Euro 5 und Euro 6. „Das variable Nutzungskonzept für verschiedenste Fachrichtungen durch einen hochmodularen Kofferausbau mit TÜV-Crash getesteten Auf- und Ausbauten nach EN 1789 ist bisher einzigartig“, so Quickert. Die Praxis wird über ein modernes energiesparendes Beleuchtungskonzept (LED-Leuchten) und ein leistungsoptimiertes Batterielademanagement (Lithium-Ionen-Batterien) verfügen. Eine hohe Energieeffizienz wird durch den Einsatz von Kofferaufbauten mit sehr guten Isolations- und Wärmedämmwerten erreicht. Module zum sicheren Patientendatenaustausch sind ebenfalls vorgesehen.

Die Rollende Praxis wird erstmalig auf der IAA für Nutzfahrzeuge in Hannover Ende September zu besichtigen sein. Eine Vorstellung ist darüber hinaus auf der Medica in Düsseldorf im November geplant.

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