Interview: DRK Kreisverband Remscheid

Ein Gespräch mit Daniel Dolz vom DRK Kreisverband Remscheid

Daniel Dolz, Notfallsanitäter und Praxisanleiter beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) Kreisverband Remscheid e.V., ist bestens mit den täglichen Herausforderungen im Retteralltag vertraut. Das machte ihn für uns zu einem wertvollen Ansprechpartner beim Ausbau des neuen RTW für den Verband. Eine hervorragende Gelegenheit für einen Insiderblick ins Rettungswesen.

Unser direkter Draht zum Rettungsdienst: Daniel Dolz, Notfallsanitäter und Praxisanleiter, ist verantwortlich für den Rettungsdienst im DRK Kreisverband Remscheid e.V. www.drk-remscheid.de


Herr Dolz, Sie haben nicht nur Erfahrung im Rettungsdienst, sondern kennen sich auch bestens mit Ausstattungsdetails von Rettungsfahrzeugen aus. Muss ein moderner Rettungswagen heute andere Kriterien erfüllen als noch vor 10 oder 20 Jahren?

Vor allem muss ein Rettungswagen heute wesentlich mehr Kriterien erfüllen. Es ist eine positive Entwicklung, dass moderne Rettungswagen stärker als Arbeitsumgebung konzipiert werden. Sie müssen daher mehr Arbeitsplatzsicherheit gewährleisten, u.a. durch Unfall- und Insassenschutz. Für Maßnahmen wie Reanimation oder Traumaversorgung wird ein ergonomisches Umfeld geschaffen und auch eine Klimaanlage im Patientenraum ist längst Standard geworden. Von diesen Veränderungen profitieren Retter und Patienten.

Welchen Belastungen sind Retter im Beruf ausgesetzt?

Neben der körperlichen Belastung, steht eine sehr hohe mentale Belastung im Vordergrund. Das Rettungsdienstpersonal von heute muss in Sekunden Diagnostik betreiben und Entscheidungen treffen. Auch für Angehörige muss es oftmals Betreuer und Ansprechpartner sein. Die große Bandbreite, die im Rettungsdienst abverlangt wird, kann belastend sein. Wenn man die Möglichkeit hat, sollte man also wenigstens für ideale Arbeitsbedingungen sorgen.

Fragen Rettungskräfte explizit nach technischen Hilfsmitteln oder machen Vorschläge zur Verbesserung des Arbeitsumfelds?

Ich finde es sehr wichtig, die Menschen einzubeziehen, die mit dem Material arbeiten. In der Tat wurden viele Vorschläge der Kolleginnen und Kollegen umgesetzt. Z.B. ein Rucksackauszug im Seitenfach des Patientenkofferaufbaus. Der Mitarbeiter kann einen Auszug rausziehen und den Rucksack entspannt auf den Rücken heben. Der Rettungswagen, an dessen Beschaffung Sie beteiligt waren, ist mit WAS Assist Systems*, ausgestattet.

Was hat Sie im Einzelnen in Ihrer Entscheidung für diese Ausstattungsdetails beeinflusst?

Das automatische Fahrtrageneinzugssystem ist eine der sinnvollsten technischen Hilfssysteme, die man momentan in einem Rettungsfahrzeug verbauen kann. Es macht das Beladen deutlich einfacher. Unsere Mitarbeiter haben sich sehr schnell an den Komfort gewöhnt. Die elektronische Zuziehhilfe für Türen mag der ein oder andere als Luxus sehen, aber bei herkömmlichen Türsystemen wird der Patient unnötig durch den mit dem Zuschlagen einhergehenden Ruck, der Lautstärke und dem Überdruck belastet. Das wird in unserem RTW jetzt vermieden. Für das automatische Desinfektionssystem haben wir uns entschieden, um neben der routinemäßigen Scheuer-/Wischdesinfektion die Desinfektionslücken zu schließen. Nach kritischen Fahrten oder bei Unsicherheit nach einem möglichen keimbelasteten Patienten, ist die Anlage eine sinnvolle Ergänzung.

Ist die Ausstattung mit der Einzugshilfe WAS Multi-Load Assist auch eine Reaktion auf die steigende Anzahl adipöser Menschen in Deutschland?

Ob das Fahrzeug bzgl. Last und zur Verfügung stehenden Fläche ausreicht oder ein Schwerlast-RTW die Alternative ist, muss im Einsatzfall beurteilt werden. Aber man kann generell mit dem ausgestatteten RTW mehr Patienten fahren, ja. Man hört immer häufiger von Übergriffen auf Retter.

Gab es solche Situationen früher schon, oder würden Sie das als neues Phänomen beschreiben?

Die Gewalt gegen Rettungsdienstmitarbeiter ist leider in den letzten Jahren nachweislich angestiegen. Auch die Beschädigung von Fahrzeugen und Material hat zugenommen. Die Gesetze wurden zwar verschärft, aber die Übergriffe sind leider trotzdem gegeben.

In England sind sog. Panik-Buttons bereits häufiger ein Teil der Ambulanzausstattung. Mit ihnen können Retter vom Behandlungsraum aus den Fahrer alarmieren und eine Videoaufzeichnung starten. Ist das eine sinnvolle Lösung, um die Sicherheit von Rettern zu steigern?

Das Thema Videoüberwachung in Rettungsfahrzeugen sollte man schon weiterverfolgen. Natürlich unter dem gebotenen Datenschutz. Besonders interessant finde ich aber eigentlich den Einsatz von Videotechnik in medizinischer Hinsicht: wie zur Ferndiagnose und Zuschaltung eines Notarztes.

In welchen Bereichen sehen Sie noch Einsatzmöglichkeiten für technische Unterstützung durch Assist Systems?

Besondere Situationen werden auch in Zukunft besondere Lösungen erfordern. Deshalb sehe ich allgemein viel Potenzial für weitere technische Unterstützung von Rettungsdiensten. Konkret wird man die Entwicklung neuer Systeme von der stetigen Weiterentwicklung der Technik abhängig machen. Wer weiß schon, was in weiteren 10 Jahren alles möglich sein wird?


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