Hund, Katze, Boa Constrictor
Wilde Einsätze mit dem WAS 900 Tiertransportfahrzeug der Feuerwehr Köln

Eine Boa Constrictor am Baggerloch, sechs Fledermäuse im Schlafzimmer einer Dachwohnung, ein entlaufenes Zwergpony auf der Straßenkreuzung – die Einsatzgründe des WAS 900 Tiertransportfahrzeugs sind so vielfältig wie die rheinländische Fauna. Wer hätte aber gedacht, dass das Fahrzeug mit der höchsten jährlichen Laufleistung bei der Feuerwehr Köln ein Tiertransporter ist? Die meisten Kilometer kommen allerdings nicht bei solchen ausgefallenen Einsätzen zusammen, denn im Regelfall haben es die Einsatzkräfte mit gewöhnlicheren Haus- und Wildtieren zu tun.
Wenn Herrchen oder Frauchen in eine gesundheitliche Notlage geraten, sollen Hund oder Katze nicht unversorgt zurückbleiben. Häufig sind Mitarbeiter der Rettungsdienste als erste vor Ort, weil sie über das Notfallsystem gerufen wurden. In Köln wird dann ein Team der Feuerwache 8 in Köln Ostheim zur Abholung des Haustieres gerufen, um es ins Tierheim zu bringen, wo es erst einmal aufgenommen und versorgt wird. Für solche und ähnliche Einsätze hat sich die Feuerwehr Köln bei WAS einen Mercedes-Benz Sprinter als Tiertransporter ausbauen lassen. Im Sommer – wenn mehr Menschen draußen unterwegs sind und dementsprechend mehr Tiernotfälle entdecken – kann das Fahrzeug schon mal 20 Stunden einer 24-Stunden-Schicht im Einsatz sein, 300.000 Kilometer kommen so in sechs Jahren zusammen.

Ein Transportfahrzeug, keine Tierambulanz.

Wenn Tiere ohne Genehmigung oder unter unzulässigen Bedingungen gehalten werden, rückt das WAS 900 Tiertransportfahrzeug genauso aus, wie bei der Meldung von verletzten oder streunenden Tieren. Auch dann liegt der Schwerpunkt jedoch auf dem Transport und nicht in der medizinischen Versorgung. Verletzte Haustiere werden zum nächsten Tierarzt gebracht, für verletzte Wildtiere ist der jeweilige Revierförster zuständig.
Klar lassen die Einsatzkräfte auch den Besitzer des im Fuchsbau steckengebliebenen Dackels nicht im Stich, aber es ist für den sachdienlichen Einsatz des Fahrzeugs wichtig, bei der Bevölkerung nicht den Eindruck zu vermitteln, es handle sich um eine Art Notfallambulanz für Tiere. Im Mittelpunkt der Feuerwehreinsätze steht immer noch das Wohl des Menschen, weshalb es häufig auch darum geht, von Tieren ausgehende Gefahren zu verhindern. So zum Beispiel, wenn der fehlgeleitete Beschützerinstinkt eines Hundes dazu führt, dass der Rettungsdienst erst einmal gar nicht zu seinem menschlichen Patienten vordringen kann: In einem konkreten Fall hatte der Hundebesitzer einen Herzinfarkt erlitten und sein Hund versuchte ihn mit allen Mitteln zu beschützen. Das aggressive Tier musste schließlich betäubt werden, damit die Rettungskräfte sicher arbeiten konnten.

Von Katzen in Bäumen und Ponys auf Kreuzungen.

Dass die Feuerwehr gerufen wird, um eine Katze aus dem Baum zu retten, ist eine oft wiederholte Szene in Film und Fernsehen. Auch in der Realität gehen solche Meldungen über die 112 bei der Leitstelle ein. Diese entscheidet, ob ein Einsatz gerechtfertigt ist. Häufig macht sich das Tierteam aber zunächst ein eigenes Bild vor Ort, um über das weitere Vorgehen zu entscheiden. Eine kletterfreudige Katze befreit sich erfahrungsgemäß meist von selbst, wenn man ihr etwas Zeit und Ruhe gibt.
Wenn Gefahr in Verzug ist, muss das Team natürlich sofort handeln. Ein Grund kann zum Beispiel die Gefährdung des Straßenverkehrs durch entlaufene Tiere sein. In solchen Zusammenhängen wurden schon Schafe oder das bereits erwähnte Zwergpony eingefangen und abtransportiert. Oftmals sind es auch ganz kleine Tiere, die sich den falschen Ort für ihre Abenteuer ausgesucht haben. Dann geht es nur darum, sie wieder in sichere Gefilde zu bringen. So transportierte das Team auch schon mal sechs Fledermäuse, die es sich im Schlafzimmer einer neu ausgebauten Dachgeschosswohnung in der Kölner Innenstadt gemütlich gemacht hatten. Sie wurden mit dem Kescher eingefangen und viele Kilometer weit entfernt wieder freigelassen, in der Hoffnung, dass sie die Wohnung nicht wiederfinden, denn Fledermäuse neigen dazu, wieder in ihre angestammten Quartiere zurückzukehren.

Ganz normale Feuerwehrleute.

Einfühlungsvermögen und Nervenstärke bringen Einsatzkräfte der Feuerwehr berufsbedingt ohnehin schon mit, eine besondere Ausbildung darüber hinaus erfordert der Dienst mit dem WAS 900 Tiertransportfahrzeug nicht – hier arbeiten ganz normale Feuerwehrleute. Das meiste Wissen wird von älteren Kollegen an die jüngeren weitergegeben. Sie alle fahren die Einsätze mit dem Tiertransporter neben ihren „normalen“ Einsätzen im Löschzug, auf der Drehleiter, im Tanklöschfahrzeug oder im Rettungswagen. Der Tiertransport ist nur ein kleiner Teil des großen Aufgabenspektrums, aber es gibt verschiedene Schulungen mit Fachleuten zum Umgang mit aggressiven Hunden oder verletzten Raubvögeln. Auch eine Fortbildung zum Thema Reptilien in Zusammenarbeit mit dem Kölner Zoo wird ermöglicht. Die ausgebildeten Feuerwehrleute der Besatzung des Tiertransportfahrzeugs können sehr gut einschätzen, wann Expertenrat erforderlich ist. So auch als eine 2,5 Meter lange Boa Constrictor am Baggerloch in Weidenpesch gesichtet wurde. Nach Rücksprache mit einem Reptilienspezialisten wurde die Königsboa von den Feuerwehrleuten eingefangen und in einer speziellen Reptilienkiste, die standardmäßig im Fahrzeug ist, in sachverständige Obhut gebracht.

Für alle Fälle gerüstet.

Neben der Reptilienkiste ist das Tiertransportfahrzeug auch mit Fangschlingen, Blasrohren, Leinen und vielen weiteren Geräten zum Einfangen und Transport von ganz unterschiedlichen Tieren ausgestattet. Zwei verbaute Gitterboxen für die Unterbringung von Hunden und Katzen lassen noch genug Raum für Tiere mit dem Stockmaß eines Ponys. Zur Ausstattung gehören natürlich auch frisches Wasser und, na klar, allerhand Futtermittel und Leckerchen.

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