Ambulanzeinsätzein der Wüste Katars.

Wüste Touren in nächtlichen Sanddünen. Ambulanzeinsätze bei einem etwas anderen Freizeitvergnügen.

Druck ablassen beim Freizeitvergnügen in der Wüste: Erst ein bisschen Luft aus den Reifen lassen und dann mit Vollgas in die Wüste, die Dünen hoch und runter heizen – „Dune-Bashing“ ist ein beliebter Männersport in Katar. Ganze Trupps von Kataris stürmen vor allem an Freitagen (dem muslimischen Sonntag) mit Quads, Buggies, Geländewagen, und SUVs die Wüste. Die Abschnitte nahe der Hauptstadt Doha oder die Dünen an der Grenze zu Saudi-Arabien in Chour al-Udaid sind besonders beliebte Orte für den gepflegten Geschwindigkeitsrausch. Der hohe Verbrauch kümmert keinen, wo ein Liter Benzin 20 Cent kostet. Die Kataris halten zwei Weltrekorde: den höchsten CO2-Ausstoß pro Einwohner und das höchste Pro-Kopf-Einkommen.

Für Zuschauer aus Europa ist die Raserei in der Wüste ein ungewohntes Spektakel. Es erstaunt immer wieder, welch steile Abhänge die SUVs wie Toyota Landcruiser, Nissan Pathfinder oder Mercedes GL schaffen. Und wie unbarmherzig die ein oder andere Luxus-Karosse von ihrem stolzen Besitzer angetrieben wird. Die Räder wirbeln dichte Staubwolken auf, die die Sicht beim Fahren erschweren. Und wer kann mitten im Sand schon sicher wissen, ob einem von der anderen Seite der Düne nicht gerade ein anderes Fahrzeug entgegenrauscht? Nachts leuchten die vielen Wüstencamps hell, doch schon wenige 100 Meter von ihnen entfernt schluckt die Wüste das Licht. Die Fahrer orientieren sich dann nach den Sternen – und sind nicht leicht zu finden, falls ein Unfall passiert.


Unfälle sind vorprogrammiert

In einem Land, das zum größten Teil aus Wüste besteht, wundert es nicht, dass das liebste Freizeitvergnügen der (männlichen) Bevölkerung dieser Topographie Rechnung trägt. Doch wenn Übermut und PS zusammenkommen, sind Unfälle an der Tagesordnung. Auch mancher Tourist musste schon feststellen, dass auch lockerer Sand ab einer bestimmten Geschwindigkeit hart wie Beton wird. Gut, dass der Rettungsdienst in Katar auf Wüsteneinsätze vorbereitet ist: Durch ein engmaschiges Netz von sogenannten „Hubs and Spokes“, einfachen Stützpunkten für Rettungsmannschaften mit ihren Einsatzfahrzeugen, werden die Anfahrtswege zu den beliebten Wüstencamps so kurz wie möglich gehalten. Mit einem Einsatzwagen-System aus sog. Alpha, Charly und Delta Units hält die HMC (Hamad Medical Corporation) im Auftrag des staatlichen Ambulance Services passende Fahrzeuge für unterschiedliche Landschafts- und Bebauungsarten vor. Alpha Units sind Straßenambulanzen, während Charly und Delta Units 4x4 First Responder mit unterschiedlicher Besatzung, etwa vergleichbar mit unserem Notarzteinsatzfahrzeug, sind. An Bord der Charly Units sind ein Critical Care-Sanitäter (CCP) und ein Krankenwagensanitäter, während mit den Delta Units sog. „Distribution Supervisors“ allein unterwegs sind und das Unfallmanagement vor Ort übernehmen. Neben den Fahrzeugen wird außerdem eine Hubschrauberstaffel eingesetzt, da die Unfallstelle aus der Vogelperspektive besonders schnell gefunden und angesteuert werden kann.


Die Rettung ist nah und bestens durchdacht

Um eine noch bessere medizinische Versorgung zu gewährleisten, wurde das Ambulanz-System in enger Zusammenarbeit von WAS und HMC 2017 um zwei völlig neue Fahrzeuge erweitert. Als neue PTS (Patient Transport Service) Units entwickelte WAS ein einzigartig flexibles Transportfahrzeugkonzept für den schnellen und sicheren Transport von Patienten, während die neue „Rural Ambulance“ eine besonders komfortable und umfassende Versorgung auf dem weiteren Weg zum Krankenhaus ermöglicht.

Mit diesem WAS 4x4 PTS Fahrzeug auf Basis von Mercedes-Benz Sprinter Kastenfahrzeug mit einem langen Radstand können Liegend-, Rollstuhl- und sogar Schwergewichtstransporte gefahren werden. Darüber hinaus ist es sogar möglich, zwei Patienten (einer liegend und einer sitzend) mit Betreuer oder einen Patienten und zwei zusätzliche sitzende Personen zu befördern. Das Konzept überzeugte HMC durch sein hohes Maß an Flexibilität und wurde sogar durch die Gesundheitsministerin HE Dr. Hanan Mohamed al-Kuwari in Katar vorgestellt. Ergänzt wird es durch die sog. „Rural“-Ambulanzen. „Rural“ bedeutet so viel wie ländlich. Die vollausgestatteten Kofferfahrzeuge auf Basis eines Mercedes-Benz Sprinter Chassis fahren nicht bis an den Unfallort in die Wüste, sondern übernehmen den Transport „über Land“ zum nächstgelegenen Krankenhaus. Da sie besser ausgestattet sind als die geländegängigen Charly Units, übernehmen sie baldmöglichst die Patienten. Zur besseren Sichtbarkeit für die Hubschrauberpiloten sind die Fahrzeuge nicht nur mit seitlichen, sondern auch mit LED Blitzern auf dem Dach ausgestattet. Isolierung und Klimaanlage sind an den Betrieb in Katar, wo es selbst im Herbst noch über 40 °C heiß werden kann, angepasst. Durch ein neues Raumkonzept können in ihnen zeitgleich zwei liegende Patienten transportiert werden.

Durch die Kombination verschiedener Fahrzeugtypen und Hubschrauber können Unfallopfer schnell, sicher und komfortabel aus der Wüste gerettet werden. Da jedes Fahrzeug auf sein Terrain spezialisiert ist, wird durch die Übergabe von der Transport- in die Versorgungseinheit kostbare Zeit gespart. Eine Rettung in zwei Phasen, die das Freizeitvergnügen Wüstenraserei als solches zwar leider nicht sicherer macht, aber hoffentlich die Folgen eindämmt. Übrigens ist der Rettungsdienst, ebenso wie Strom und Wasser, nur für katarische Staatsangehörige kostenlos. Touristen sollten also doppelt vorsichtig fahren. +


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