Besonderes Training für besondere Einsätze
Mit Regelrettung haben die Einsätze in den alpinen Regionen meist nicht mehr viel zu tun. Jeder Einsatz ist anders. Neben der Versorgung und Rettung von Menschen auf Wanderwegen, Skipisten und im hochalpinen Gelände bewältigt die Bergwacht Bayern auch Natur- und Umwelteinsätze, wie die Bekämpfung von Bergwaldbränden oder die Rettung von Tieren. Bergrettung bedeutet heute häufig die Zusammenarbeit mit Rettungshubschraubern oder mit Einsatzhubschraubern der Polizei oder Bundeswehr. Dementsprechend erfordert auch das Training besondere Methoden. Um dem gerecht zu werden, trainieren die Frauen und Männer der Bergwacht in einem Simulationszentrum für Luftrettung in Bad Tölz, dem Bergwacht-Zentrum für Sicherheit und Ausbildung (BW-ZSA), betrieben von der Stiftung Bergwacht. Hier kann man nicht nur Abläufe und Handgriffe üben, sondern bekommt auch das Gefühl eines echten Einsatzes vermittelt. Das hilft dabei, im Ernstfall besonnen zu agieren und auch emotional, soweit das möglich ist, vorbereitet zu sein.
Die 60 m lange und 25 m breite Halle mit einer transparenten Fassade beherbergt zwei Hubschrauberzellen, die mit Deckenkränen bewegt werden können. Hängt ein Retter an der Winde der Hubschrauberzelle, sind es bis zu 14 m zum Boden. Senkrechte Kletterwände, eine Seilbahn, ein Haus mit verschiedenen Schrägen und Dachbelägen werden neben der Bergwacht auch von den Kräften der Polizei und der Feuerwehr für das Training genutzt. Das Becken in der Mitte kann umgebaut werden. Wenn es einmal im Jahr für vier Wochen mit Wasser befüllt wird und durch Turbinen eine Strömung entsteht, kommen die Wasserretter der DLRG und Wasserwacht zum Trainieren. Das Trainingscenter ist so einzigartig, dass auch Gäste aus Deutschland und dem Ausland für die Ausbildung immer wieder nach Bad Tölz kommen.
Nicht nur das Training, auch die Einsatzmittel der Bergwacht Bayern sind an die speziellen Bedürfnisse angepasst. Um jederzeit auch in unwegsamem Gelände bis an die Unglücksstelle vordringen zu können, stehen in jeder Bergrettungswache auch speziell ausgestattete, geländegängige Einsatzfahrzeuge bereit. Besondere Erfordernisse erfordern auch besondere Maßnahmen. Seit 2013 setzt sich Außendienstmitarbeiter Andreas Kotte bei WAS mit den speziellen Ansprüchen der Bergwacht für ihre Rettungsfahrzeuge auseinander. Durch die intensive Zusammenarbeit mit den Rettern hat er inzwischen tiefe Einblicke in die Herausforderungen der Bergrettung gewonnen und ist mit den Anforderungen an die Fahrzeuge bestens vertraut. So muss beispielsweise die Lautstärke der Warnanlage an den Einsatzort in den Bergen angepasst werden. Bergwanderer und auch Mountainbiker sollen schließlich nicht in Panik geraten, wenn sich das Bergwachtrettungsfahrzeug bemerkbar macht. Auch muss es auf dem Dach möglich sein, die Gebirgstrage mit einem Einrad für den Sommereinsatz oder einen Akjaschlitten für den Winter auf einem speziellen Träger zu montieren. Neben der Geländefähigkeit müssen die Fahrzeuge Patienten transportieren, eine Einsatzmannschaft mit an Bord nehmen oder genug Stauraum bieten für Rettungsgerätschaften.