Jenseits der Regelrettung:
Bergwacht Bayern überwindet Höhen und Tiefen.

„Wir sind Retter. Nicht Richter.“ zitiert Thomas Käsbohrer in seinem Buch „Am Berg. Bergretter über ihre dramatischsten Stunden“* seine Interviewpartner von der Bayerischen Bergwacht. Das Buch erzählt in 33 Geschichten von ihren Einsätzen und das vorangestellte Zitat bringt die Einstellung der Bergwacht auf den Punkt. Es geht nicht darum, was jemand falsch gemacht hat, um in eine gefährliche Situation am Berg zu geraten, sondern darum, ihm wieder herauszuhelfen. In Bayern sind mehr als 3500 ehrenamtliche Einsatzkräfte dazu bereit, ihre Zeit und ihr Können dafür einzusetzen.


Besonderes Training für besondere Einsätze

Mit Regelrettung haben die Einsätze in den alpinen Regionen meist nicht mehr viel zu tun. Jeder Einsatz ist anders. Neben der Versorgung und Rettung von Menschen auf Wanderwegen, Skipisten und im hochalpinen Gelände bewältigt die Bergwacht Bayern auch Natur- und Umwelteinsätze, wie die Bekämpfung von Bergwaldbränden oder die Rettung von Tieren. Bergrettung bedeutet heute häufig die Zusammenarbeit mit Rettungshubschraubern oder mit Einsatzhubschraubern der Polizei oder Bundeswehr. Dementsprechend erfordert auch das Training besondere Methoden. Um dem gerecht zu werden, trainieren die Frauen und Männer der Bergwacht in einem Simulationszentrum für Luftrettung in Bad Tölz, dem Bergwacht-Zentrum für Sicherheit und Ausbildung (BW-ZSA), betrieben von der Stiftung Bergwacht. Hier kann man nicht nur Abläufe und Handgriffe üben, sondern bekommt auch das Gefühl eines echten Einsatzes vermittelt. Das hilft dabei, im Ernstfall besonnen zu agieren und auch emotional, soweit das möglich ist, vorbereitet zu sein.

Die 60 m lange und 25 m breite Halle mit einer transparenten Fassade beherbergt zwei Hubschrauberzellen, die mit Deckenkränen bewegt werden können. Hängt ein Retter an der Winde der Hubschrauberzelle, sind es bis zu 14 m zum Boden. Senkrechte Kletterwände, eine Seilbahn, ein Haus mit verschiedenen Schrägen und Dachbelägen werden neben der Bergwacht auch von den Kräften der Polizei und der Feuerwehr für das Training genutzt. Das Becken in der Mitte kann umgebaut werden. Wenn es einmal im Jahr für vier Wochen mit Wasser befüllt wird und durch Turbinen eine Strömung entsteht, kommen die Wasserretter der DLRG und Wasserwacht zum Trainieren. Das Trainingscenter ist so einzigartig, dass auch Gäste aus Deutschland und dem Ausland für die Ausbildung immer wieder nach Bad Tölz kommen.

Nicht nur das Training, auch die Einsatzmittel der Bergwacht Bayern sind an die speziellen Bedürfnisse angepasst. Um jederzeit auch in unwegsamem Gelände bis an die Unglücksstelle vordringen zu können, stehen in jeder Bergrettungswache auch speziell ausgestattete, geländegängige Einsatzfahrzeuge bereit. Besondere Erfordernisse erfordern auch besondere Maßnahmen. Seit 2013 setzt sich Außendienstmitarbeiter Andreas Kotte bei WAS mit den speziellen Ansprüchen der Bergwacht für ihre Rettungsfahrzeuge auseinander. Durch die intensive Zusammenarbeit mit den Rettern hat er inzwischen tiefe Einblicke in die Herausforderungen der Bergrettung gewonnen und ist mit den Anforderungen an die Fahrzeuge bestens vertraut. So muss beispielsweise die Lautstärke der Warnanlage an den Einsatzort in den Bergen angepasst werden. Bergwanderer und auch Mountainbiker sollen schließlich nicht in Panik geraten, wenn sich das Bergwachtrettungsfahrzeug bemerkbar macht. Auch muss es auf dem Dach möglich sein, die Gebirgstrage mit einem Einrad für den Sommereinsatz oder einen Akjaschlitten für den Winter auf einem speziellen Träger zu montieren. Neben der Geländefähigkeit müssen die Fahrzeuge Patienten transportieren, eine Einsatzmannschaft mit an Bord nehmen oder genug Stauraum bieten für Rettungsgerätschaften.


Kleiner Koffer, große Wirkung.

Seit sechs Jahren beschafft die Bergwacht ihre Fahrzeuge zentral bei WAS. Bisher sind bereits rund 70 Fahrzeuge des Typs VW Amarok mit WAS Aufbau in den bayerischen Alpen und Mittelgebirgen unterwegs. In Zusammenarbeit mit WAS und Volkswagen ist man von Toyota Basisfahrzeugen auf den leistungsfähigeren VW Amarok mit Kofferaufbau umgestiegen. Neben der Geländegängigkeit ist der Kofferaufbau das offensichtlichste Merkmal der Flotte. Eingerichtet ist der Koffer unter anderem mit einem demontierbaren und schnell entnehmbaren Tragetisch. Die Trage für die Patientenlagerung selber ist die gleiche, wie sie in Rettungshubschraubern zu finden ist. Neben dem Kopf des Patienten befindet sich ein wegklappbarer Sitz für die Begleitung. Natürlich ist der Innenraum des Koffers auch desinfektionsfähig. Sobald es eine Möglichkeit gibt, wird der Patient vom Bergrettungsfahrzeug in einen regulären Rettungswagen oder einen Helikopter umgelagert – je nachdem, ob man im Ernstfall zuerst eine befahrbare Straße, oder einen geeigneten Landeplatz erreicht. Das Bergrettungsfahrzeug der Bergwacht Bayern ist ein Fahrzeug „aus der Praxis für die Praxis“. Ganz wie es sich für die Bergwacht gehört, wurde selbstverständlich auch das Sonderfahrzeug zunächst praktisch getestet und immer wieder in Details weiterentwickelt. Bei einem Fahrtraining konnten sich die Retter unter Realbedingungen mit dem Fahrzeug vertraut machen. In Bayern ist man auf den Ernstfall vorbereitet.

Wer mehr Infos über die wichtige Arbeit der Bergwacht Bayern und das Trainingscenter erfahren möchte, findet sie unter bergwacht-bayern.de und facebook.com/bwzsa.


Buchtipp

*Das erst in diesem Jahr erschienene Buch „Am Berg.: Bergretter über ihre dramatischsten Stunden“ von Thomas Käsbohrer berichtet einfühlsam und spannend von besonders intensiven Einsätzen der Bayerischen Bergwacht. Das Buch ist erschienen bei millemari und erhältlich als Taschenbuch für 24,95 €. Vom Erlös aus dem Verkauf gehen 25 % an die Bergretter. ISBN 978-3-946014-80-5


TIPP!

Wer die Geschichte mit allen Details lieber gedruckt lesen möchte, findet den kompletten Artikel im WAS Kundenmagazin „Safety First“. Ihr kostenloses Exemplar können Sie jetzt direkt per E-Mail bei marketing@was-vehicles.com bestellen!

nach oben