So rettet Dubai
Vier Antworten von Khalifa Hassan Al Darrai

Im Rahmen der Arab Health in Dubai trafen wir den Executive Director der Dubai Corporation For Ambulance Services nicht nur, um ihm unsere E-Ambulanz vorzustellen, sondern nutzten auch die Gunst der Stunde, ihn zum Rettungswesen in Dubai zu befragen.


1. Was die DCAS so einzigartig macht, ist der Einsatz von spezialisierten Fahrzeugen, die der vielschichtigen Gesellschaftsstruktur der VAE gerecht werden. Erzählen Sie uns bitte Genaueres von Ihrer Flotte.

In der Tat beinhaltet der DCAS-Fuhrpark Fahrzeuge für ganz unterschiedliche Ambulanz-Services, die es so zum Teil in Deutschland nicht gibt. Bei Notrufen weiblicher Patienten werden beispielsweise grundsätzlich nur weibliche Rettungskräfte und Ärztinnen losgeschickt. Auch am Steuer des in pink beklebten Rettungsfahrzeugs sitzt dann eine Frau, um Stressfaktoren für alle Beteiligten so gering wie möglich zu halten. Auch speziell ausgestattete Ambulanzen für Schwangere und Kinder sind im Einsatz. Darüber hinaus gibt es spezielle „Herzinfarkt-Ambulanzen“, Infektionsrettungswagen, Schwerlastambulanzen zum Transport adipöser Patienten sowie speziell ausgestattete Fahrzeuge für anderweitig mobilitätseingeschränkte Menschen. Da es häufig in der Wüste beim Freizeitspaß Off-Road-Fahren (wir berichteten in Ausgabe #2) zu Unfällen kommt, hält man geländegängige Spezialfahrzeuge vor. Diese sind zusätzlich mit einer materialtragenden Drohne ausgestattet, die beispielsweise einen Defibrillator und Verbandsmaterial zum Patienten fliegen kann. Um auf jede Art von Krisen- oder Katastrophensituation reagieren zu können, unterhält die DCAS außerdem drei Desaster-Management-Busse. Als Teil der Marine Einheit C-Desaster Team sind auch ein Boot und Jet Skis u.a. auf dem Dubai Creek im Einsatz.

2. Wird ein Einsatz in Dubai ähnlich organisiert wie in Deutschland?

Ja, denn auch die DCAS reagiert nach dem Rendezvous-System. Nach Notruf in der Leitstelle wird zunächst ein First-Responder, besetzt mit einem Paramedic, losgeschickt. Dieser kann dann vor Ort einen RTW und auch einen Notarzt anfordern. Sollte aus der Notfallmeldung bereits hervorgehen, dass ein RTW benötigt wird, fahren Responder, RTW und ggf. auch Notarzt direkt los. Eine Besonderheit ist wohl, dass die Responder in den strategisch über das gesamte Emirat verteilten 123 Rettungswachen warten, während die RTW teilweise auch über das Stadtgebiet verteilt sind. Die Leitstelle kann diese über das Acetech-Telemetrie-System permanent auf der Karte sehen und alarmiert das jeweils nächstgelegene freie Fahrzeug. Derzeit gibt es Bestrebungen, die Hilfsfrist von acht auf sechs Minuten zu verkürzen.

3. Wie ist das Personal der DCAS strukturiert?

Die DCAS beschäftigt ca. 1000 Mitarbeiter und arbeitet im Zwei-Schicht-System. Ungefähr 250 Personen sind pro Schicht im Einsatz; mindestens zwei davon sind Notärzte. Eine Besonderheit, die unser Personal auszeichnet, ist seine Diversität. Da die Bevölkerung der UAE sich aus sehr vielen Nationalitäten zusammensetzt, brauchen wir in der Leitstelle Menschen, die die verschiedensten Sprachen beherrschen: darunter Arabisch, Englisch, Französisch, Spanisch, Hindi, Paschtu, Urdu, Philippinisch, Chinesisch und Russisch.

4. In Deutschland haben wir vermehrt mit Fachkräftemangel zu kämpfen. Wie gestaltet sich die Personalsuche und Ausbildung in Dubai?

Wie für die VAE typisch, kommen auch die meisten unserer Fachkräfte aus dem Ausland. Das bedeutet, sie haben ihre Ausbildung in ihrem Heimatland abgeschlossen und durchlaufen bei uns nur noch ein 22-tägiges Trainee-Programm, um die Arbeitsweise auf unsere Verhältnisse einzustellen. Dieses System funktioniert gut, aber leider verlassen uns die ausländischen Paramedics nach ein paar Jahren häufig wieder und gehen zurück in ihre Herkunftsländer. Deshalb werden im Rahmen der Emiratisierung* in den letzten Jahren immer mehr Emiratis ausgebildet. Derzeit arbeiten insgesamt 65 Emiratis im Rettungsdienst der DCAS. An unserer eigenen Akademie dauert die Ausbildung, wie die zum/r Notfallsanitäter/in in Deutschland, drei Jahre.

Vielen Dank für das Gespräch!


*Die sog. Emiratisierung (auch Emiratization) ist eine Initiative der Regierung der Vereinigten Arabischen Emirate, um mehr Emiratis zu beschäftigen und sie im öffentlichen und privaten Sektor sinnvoll und effizient einzusetzen.


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