Das Erste WAS Serien-Elektro-NEF im Test

Bereits im März letzten Jahres hatte das DRK in Frankfurt am Main den Elektro-RTW in der 5 t Klasse von WAS im Einsatz geprüft (s. Rettungsdienst 7/2022). Im November 2022 nahm sich das Team den von WAS als NEF ausgebauten eVito (WAS 100-E NEF) von Mercedes vor. Das Spezielle daran: War der E-RTW noch ein kompletter Eigenbau der WAS, wagte man sich beim NEF an ein Serienelektrofahrzeug eines renommierten Herstellers. Beim ersteren bestimmte WAS die gesamte elektrische Versorgung des Antriebs wie auch die der medizinischen Geräte selbst. Beim E-NEF musste man sich an die Herstellervorgaben halten und den Ausbau darauf abstimmen. „Das war schon eine gewisse Herausforderung“, erläutert Christoph Stegemann, verantwortlich für den Bereich E-Fahrzeuge bei WAS. Es galt, das Gesamtgewicht von 3,5 t beim Ausbau nicht zu überschreiten. Und das bei voll funktionsfähiger Ausstattung für den Einsatz von Notärzten. Nach einigen vorausgegangenen Tests war unser WAS 100-E NEF bereit für unseren ersten „richtigen“ Testkunden, das Frankfurter DRK. 8 Tage stand es dem Einsatz-Team 24 Stunden am Tag zur Verfügung, um unter Realbedingungen auf Herz und Nieren geprüft zu werden.

Ladeinfrastruktur und Schulung müssen sein.

Es versteht sich von selbst, dass es für den Einsatz eines E-Fahrzeugs mindestens eine „Strom-Tankstelle“ am Einsatzstandort geben muss. Der gewählte Notarztstandort war das St.-Elisabethen-Krankenhaus im Stadtteil Bockenheim mit einer 11 kW Lademöglichkeit. Da es sich nicht voraussagen ließ, welche weiteren Krankenhäuser angefahren werden mussten, lohnte es sich nicht, eigens für den Testzeitraum weitere Ladestationen auf Verdacht zu installieren. Die 370 km Reichweite laut WLTP des eVito sollten auch reichen! Der Umgang mit dem Fahrzeug, insbesondere das Fahrverhalten, der Antrieb und die Rekuperationsfunktion (elektrisches Bremsen und Energierückgewinnung für die Batterien) mit den fünf möglichen Stufen, sollte gelernt sein, bevor man in den Einsatz fährt. Entsprechend wurden die Einsatzkräfte darauf geschult.

Testergebnis: Einsatz empfehlenswert.

Alle Fahrer und Einsatzkräfte, die bei den 67 Einsätzen dabei waren, wurden im Nachgang befragt. Die Eindrücke wurden durchweg als positiv geschildert. Es gab nie kritische Reichweiten (kleiner als 60 km); das für diesen Fall bereitgestellte dieselbetriebene Backup-Notfahrzeug musste nicht ausrücken. Drei von vier eingesetzten Notfallsanitätern können sich laut Bericht vorstellen „...ein rein elektrisches NEF im Frankfurter Rettungsdienst einzusetzen.“ Allerdings auch in diesem Fall wie beim RTW-Test im Vorjahr zutreffend: Um einen relevanten Beitrag zur Energiewende im Rettungsdienst leisten zu können, muss die Ladeinfrastruktur deutlich ausgebaut werden. Die beiden Autoren des Testberichts sind Julian Heilmann und Katharina Huck, beide Notfallsanitäter beim DRK-Bezirksverband Frankfurt am Main. (Bericht: Rettungsdienst 2/2023)

Einige weitere Kunden hatten das WAS 100-E NEF bereits zum Test oder interessieren sich für eine Erprobung. Die Rückmeldungen sind bislang überwiegend ähnlich wie bei dem oben beschriebenen Test.


Das WAS 100-E NEF im Detail:

Hohe Performance
Der leistungsstarke 150 kW Antrieb mit einem Drehmoment von 365 Nm ermöglicht eine Höchstgeschwindigkeit von
160 km/h und überzeugt mit hohen Beschleunigungswerten.

Große Reichweite
Mit einer Akkuladung beträgt die Reichweite rund 370 km (WLTP) – und das wohlgemerkt bei einem zulässigen Gesamtgewicht von 3,5 t.

Kurze Ladezeiten
Mit einer Ladezeit von nur 40 Minuten bei einer Ladeleistung von DC 110 kW ist der E-Notarzteinsatzfahrzeug flexibel einsetzbar, verlässlich und schnell wieder unterwegs. Die Ladezeiten können hervorragend zwischen den Einsätzen genutzt werden.

Nachhaltigkeit wird gefördert
E-Mobilität wird als eine Schlüsseltechnologie für ein zukunftsfähiges und nachhaltiges Verkehrssystem vom BMVI (Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur) gefördert. Davon profitieren auch Elektromobilitätsprojekte im Rettungswesen hinsichtlich der Beschaffung von Elektrofahr- zeugen und dem Ausbau von Ladeinfrastruktur. Zusätzlich gibt es viele lokale Fördertöpfe. So gefördert, lohnt sich die neue E-Flotte gleich noch mehr.

Individueller Innenausbau
Der für die WAS typische modulare Innenausbau des WAS 100 Notarzteinsatzfahrzeugs macht auch in der E-Variante die individuelle Innenausstattung je nach Einsatzschwerpunkt möglich und bezahlbar.

Geringe Betriebskosten
Das E-NEF spart gleich in zwei Bereichen Geld und Zeit: Zum einen ist ein Elektroantrieb wesentlich effizienter als ein dieselbetriebenes Fahrzeug. Zum anderen entfallen Wartungskosten und -zeiten für Ölwechsel und andere Instandhaltungsmaßnahmen, die notwendig für den sicheren Betrieb eines Verbrennungsmotors sind. Auch fehleranfällige Komponenten wie z.B. Turbolader oder Getriebe entfallen völlig.

Hervorragende Straßenlage
Die gute Straßenlage des herkömmlichen Vitos wird bei der E-Variante noch verbessert, weil die schweren Akkus in der Bodengruppe verbaut sind. Damit erhöht sich für alle Einsatzkräfte auch die Sicherheit bei allen Einsätzen.

Wesentliche Leistungsmerkmale des WAS 100-E NEF:

Modell: Mercedes-Benz eVito Tourer Pro / Lang
Peak-Leistung: 150 kW / 204 PS
Nominale Leistung: 70 kW / 95 PS
Drehmoment: 365 Nm
Batteriekapazität: 100 kWh (Nutzbar 90 kWh)
Reichweite: WLTP 370 km
Ladeleistung: AC 11 kW
Ladezeit AC (0 – 100 %): < 10 Stunden
Ladeleistung: DC 110 kW
Ladezeit DC (10 – 80 %): 40 Minuten
Max. Geschwindigkeit: 160 km/h
Fahrprogramme: 3
Rekuperationsstufen: 5
Zulässiges Gesamtgewicht: 3.500 kg
Leergewicht mit Ausbau: 2.890 kg
Gesamtzuladung: 610 kg
Zuladung bei 3 Personen á 75 kg: 385 kg
Radstand: 3.200 mm

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